Dank der großzügigen Spende von L’Evasion Tours hieß es am 22.04.2011 für 10
Jugendliche, die ihren Bruder oder ihre Schwester an Krebs verloren haben: Ab auf die
Mittelmeer Insel Korsika!!! Natürlich nicht allein sondern in Begleitung von drei
ausgebildeten Betreuern und einer ehrenamtlichen Helferin.
Nachdem im Vorfeld die wichtigsten Fragen am Elterninfo-Abend geklärt wurden, und
die Vorfreude an diesem Abend beträchtlich stieg, starteten wir am Freitag in aller Frühe
mit zwei Kleinbussen von der Sonnenstrahl-Villa gen Süden.
Vorab gab es noch eine himmelblaue Decke für jeden, da wir nun in eine Reise
starteten, die uns erst am nächsten Tag gegen Nachmittag im Quartier auf Korsika
ankommen ließ. Ganz schön abenteuerlich. Aber immerhin durchfuhren wir ja auch drei
Länder: Deutschland, Österreich und Italien. Auf der langen Tour von Dresden bis zur
Fähre nach Livorno begleiteten uns zwei hervorragende Fernfahrer von Sanitär-Heinze.
Die lange Autofahrt nutzen wir schon zum intensiven Kennenlernen. In unseren vielen,
kleinen Pausen prägten wir uns mittels lustiger Spiele unsere Namen ein und fanden
heraus, was die anderen gern
für Musik hören, welche Hobbys
vertreten sind, wie alt wir alle
zusammen wären, wer wie oft
schon mal mit dem
Sonnenstrahl unterwegs war,
usw. Natürlich kannten sich
auch schon ein paar und die
Wiedersehensfreude war groß.
Unsere erste große Pause
machten wir in Innsbruck und
kehrten zur Freude fast aller in
das beliebte Lokal McDonalds
ein. Nach unserm mehr oder
weniger gesunden Abendessen
unter den Augen staunender
McDonalds- Mitarbeiter, die
selten eine so große Bestellung
erlebten, gingen wir noch eine
kleine Runde am Inn spazieren und sahen die Berge im abendlichen Sonnenschein.
Danach starteten wir in die zweite Hälfte unserer langen Reise. Auf der wurde viel
geschlafen. Nach etlichen Stunden Fahrt erreichten wir um 4.30 Uhr nachts den Hafen
von Livorno. Dort verabschiedeten wir unsere Fahrer und rollten pünktlich 8.00 Uhr
morgens auf die große Fähre. In aller Ruhe und ziemlich verschlafen frühstückten wir
erst einmal. Dann ging das Abenteuer richtig los. Je weiter wir aus dem Hafen
herausfuhren desto höher und stärker wurden Wind und Wellen. Regen hing
waagerecht in der Luft. Kaum einer von uns hat je eine Fährüberfahrt mit so viel
Seegang erlebt.
Recht K. O. verließen wir auch nach langen vier Stunden die Fähre. Den kurzen
Spaziergang in Bastia zur Wiederherstellung des Gleichgewichtssinns hatte jeder nötig.
Dann nur noch ein kurzer Einkauf und eineinhalb Stunden Autofahrt durch einige
Sturzfluten vom Himmel . Endlich, nach 30 Stunden, landeten wir in Ghisonaccia einer
hübschen Ferienanlage direkt am bewegten Mittelmeer. Nach Bezug der drei süßen
Ferienappartements, sagten wir
der stürmischen See noch
einmal guten Tag, sammelten
die ersten Muscheln, kochten
Spaghetti und fielen nach
unserem Abendabschluss
endlich in richtige Betten. Was
für ein herrliches Gefühl!
Ostersonntag begannen wir mit einem ausgiebigen, späten, langen und leckeren
Osterfrühstück mit Baguette, Ostereiern, Osterbrot und anderen Leckereien. Da es
immer noch regnete versteckte anschließend der Osterhase Kleinigkeiten in den
Ferien-appartements. Nachdem alle Nester gefunden waren, stieg die Spannung noch
einmal. Im Anschluss an einige lustige und zum Teil knifflige Teamwork-Aufgaben,
setzten wir uns zusammen und besprachen die nächsten Tage.
Ein Schwerpunkt unserer gemeinsamen Fahrt sollte natürlich das Schwatzen und
Austauschen über unsere gemeinsame Geschichte sein. Jeder der Jugendliche hat
ähnliches mit dem Tod des Geschwisters erlebt und unter dem Motto „Wir haben Zeit
zum...“ sollte es Raum und Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch geben. Vorbereitet
waren einige Themen, die wir
jedoch nie wie Seminareinheiten
durchsprachen. Es zeigte sich in
den kommenden Tagen, das
schon soviel zwischen den
Zeilen und auf den Touren und
an den Abenden ausgetauscht
wurde.
Der zweite Schwerpunkt war
natürlich die wunderschöne Insel kennenzulernen! Gemeinsam entschieden wir nach
der Vorauswahl einiger Tourziele, welche Orte uns am meisten interessierten. Am Ende
hatten wir auf unser Gemeinschaftsterrasse zum Einen ein große Karte Korsikas
hängen und zum Anderen für die verbleibenden fünf Tage eine Menge spannender
Ziele. Und während wir planten, welch ein Glück, landeten die ersten Sonnenstrahlen
auf unserem Tisch.
Unter großem Jubel verbrachten
wir nun den Rest des Ostertages
am Strand, die ersten Mutigen
sprangen in die doch noch sehr
kalten Wellen, wir spielten Kupp
und Mensch-Ärgere-Dich-Nicht,
sammelten schöne Muscheln
und Steine, wagten erste Kennenlern-Versuche mit französischen Jugendlichen beim
Fußballspielen und schwatzen, redeten, diskutierten über uns und die Welt.
Am Abend ließen wir den Tag mit unserem Stein-Kerze-Rituale und dem Lied: „Der
Mond ist aufgegangen“ ausklingen. In dieser Runde können alle, die möchten,
erzählen, was schwer oder nicht schön am Tag war (Stein). Wenn die Kerze umher
gereicht wird, erzählen wir uns die Highlights, die schön waren. Und nach diesem
Ostersonntag, gab es Einiges zu berichten.
Der Ostermontag startete wieder
mit Regen. Wir ließen uns aber
nicht die Laune verderben und
fuhren begleitet von der Musik
der BravoHits-CD und einigen
Tänzen im sitzen mit unseren
zwei Bussen los. Diese hatten
inzwischen Namen bekommen:
La Corse und Sonnengelb.
Unser Ziel war der schwarze Strand von Nonza in der romantischen Region Cap Corse
im Norden der Insel. Nach zweieinhalb Stunden Fahrt durch eine atemberaubende
Gebirgs- und Küstenlandschaft, unzähligen kleinen Straßen und engen Kurven
landeten wir im kleinen, verschlafenen Dörfchen Nonza.
Dort stiegen wir einen
wildromantische Treppenanlage
hinunter zum schwarzen Strand,
der aus runden schwarzen
Steinen bestand, die zum
sammeln einluden. Schwer
bepackt und nicht minder
beeindruckt spazierten wir noch
ein wenig durch das Dorf und
begaben uns alsbald wieder in
die zwei Busse. Von Nonza
drehten wir noch eine kleine Runde zum Zipfel von Korsika, tankten unzählige
interessante Eindrücke und bummelten an der Ostküste wieder gen Ghisonnaccia.
Der nächste Tag kündigte sich mit wechselhaftem Wetter, aber doch einigen
Sonnenstunden an. Deswegen packten wir diesmal Badesachen ein und fuhren in den
Süden der französischen Insel. Unser erstes Ziel dort war die Stadt Bonifazio. Je näher
wir kamen, desto mehr stellte sich die Frage, wo man dort eventuell Shoppen könnte?
Aufgeregtes Getuschel machte sich in den Bussen breit: „Was möchte ich wem
mitbringen? Woher bekomme ich Postkarten? Ob es wohl hübsche Kleider gibt? ...“
Angekommen in der
wunderschönen Festungsstadt
machten wir uns aber erst
einmal auf die Spuren der
Geschichte von Bonifazio, liefen
durch die kleinen Gässchen,
aßen hervorragendes Eis,
schauten in einige Kirchen und
staunten über den Ausblick von
der Festungsmauer auf die
Küste und ihre zerklüfteten Felsen. Zusehends kam die Sonne heraus. Und nach einer
langen, erfolgreichen Shoppingtour picknickten wir in einer nicht weit entfernten Bucht.
Dort konnten wir Surfer bestaunen und trauten uns mit den Füßen ins Wasser – es war
doch noch ein wenig frisch nach all dem kühlen Regen.
Der Mittwoch begann mit schönem
Wetter und zum ersten Mal wurden
wir von Sonnenstrahlen aus dem
Bett gekitzelt. Grund genug unser
Frühstück nicht in der
Feriensiedlung einzunehmen
sondern uns direkt auf die Suche
nach einer nicht weit entfernten
Badebucht zu machen. Die fanden
wir dann auch in der Nähe von
Solenzara am Plage de Carvella. Voll bepackt spazierten wir an den Strand und
frühstückten mit Sonne und Ausblick auf das azurblaue Wasser. Diesmal waren auch
die Wellen nicht so hoch und die Sonne schien so fleißig, dass die Überwindung ins
Wasser zu springen nicht mehr allzu schwer fiel. Nach ausgiebigem Baden bestand der
Wunsch, endlich auch einmal den Pool in der Feriensiedlung auszuprobieren. Und so
packten wir nach einem schönen Vormittag unsere Sachen, aßen in einer
verschlafenen Strand-Bar Eis und fuhren zurück, um dort den zweiten Teil unseres
Badetags einzuläuten. Abgeschlossen wurde der Tag mit einem rauschenden Bergfest.
Ob wir es glauben wollten oder nicht, waren wir doch schon genau in der Mitte unser
schönen Freizeit auf Korsika. In Vorbereitung dieses Abends stylte wir uns mächtig auf,
stellten ein herrliches Büfett mit viel Chips und Kindersekt bereit und tanzten was das
Zeug hielt: Limbo, Stopptanz usw. standen an diesem Abend auf dem Programm. Ein
ganz besonderes Highlight war zum Abschluss das „Hey-Babe-Spiel“. Dieses
„Augenzwinkernde-Flirt-Spiel“ ließ kein Auge trocken, wir kugelten uns vor Lachen.
Der Donnerstag startete mit kleinen logistischen
Planungs-Schwierigkeiten. Seit einem Tag
leuchtete nun in immer kürzer werdenden
Abständen eine Warnleuchte für Motorstörung im
gemieteten Bus auf. Nachdem die
Renaultwerkstatt uns empfohlen hatte die
Vertragswerkstatt aufzusuchen und nur noch ganz
langsam zu fahren, beschlossen wir, dass sich
zwei Betreuer auf den langen Weg nach Porto
Veccio zu machen sollten. Und so fuhren wir sehr
langsam ins Solenzaratal, parkten den gesunden
Bus und verabredeten uns am Nachmittag zum
Eisessen – wenn alles gut geht. Der kaputte Bus
zuckelte weiter und wir machten uns auf den Weg das wildromantische Flusstal zu
erkunden und eine geeignete Badestelle zu finde, da die Sonne uns wohl gesonnen
schien. Als wir nach einem kleinen Spaziergang zum Fluss an eine schöne Stelle
kamen, gerade die Badesachen anzogen, überraschte uns ein Regenschauer mit
Gewittergrollen. Schnell flüchteten wir unter den nächsten Baum, packten zusammen
und spazierten schnellen Schrittes zu unserm „La Corse-Bus“. Dort vesperten wir im
strömenden Regen zusammengekuschelt unter der Heckklappe des Kleinbusses. Als
die Sonne wieder heraus kam, erkundeten wir die Flussmündung de Solenzara ins
Meer und spazierten danach in das kleine Dorf. Dort hatten wir noch einmal ausgiebig
die Gelegenheit zu bummeln und shoppen. Am Ende kannten wir wirklich jeden kleinen
Laden der Einkaufsstraße.
Ausklingen ließen wir den Tag in
einem hübschen kleinen Café.
Dort ereilte uns die Nachricht,
dass der Bus nicht vor Dienstag
repariert werden könne und in
der Werkstatt bleiben muss.
Was nun? Wie kommen wir
wieder nach Hause? Im
Vertrauen, dass sich das alles
irgendwie klären würde, planten wir erst einmal unsere Rücktour in die Ferienanlage.
Schnell wurde klar, dass wir nur in zwei Touren nach Ghisonaccia zurückkommen.
Gesagt, getan, die ältesten von uns blieben noch eine Weile im Café und warteten auf
den Bus, der in der ersten Tour ein Teil der Gruppe nach Ghisonaccia fuhr. Zusammen
mit den Wartenden sammelten wir in der zweiten Tour dann die Betreuerinnen ein, die
sich um den Sonnengelb-Bus gekümmert hatten. Die frohe Botschaft, dass ein
Ersatzbus von Wien aus soeben losgeschickt wurde, nahmen wir sehr erleichtert auf.
Nach einem schönen Spiele-Abend, in dem ein verzauberter Stab seinen Auftritt hatte
. fielen wir nun schon etwas wehmütig in die Betten. Denn am nächsten Tag hieß es
Abschied nehmen.
Der Freitag begann, wie der Anreisetag mit Regen. Der Abschied sollte uns wohl nicht
so schwer gemacht werden. Vor dem großen Packen und Aufräumen nach dem
Mittagessen hatten wir noch einen entspannten Vormittag. Weit weg konnten wir nicht,
da der zweite Bus noch auf der Reise war. Und so entschieden wir uns zu dem
nahegelegenen Wildpark einen Spaziergang zu machen. Gut ausgerüstet störte uns der
Nieselregen nicht, das Klammer-Spiel hielt uns bei Laune und die Rehe, Kängurus,
Pfaue, Wildschweine und Lamas hielten uns zum Staunen an. Immer mehr kam nun die
Sonne heraus. Und als wir am entlang Strand zurückschlenderten, war sie so konstant
durch den Wolkenschleier zu sehen und das Meer so ruhig, dass wir uns doch noch
einmal in die kalten Fluten wagten. Eine herrliche Erfrischung! Danach großes Reste-
Mittagessen und Packen. Am Nachmittag nahmen wir uns ausgiebig Zeit, um uns an
unseren Aufenthalt zu erinnern. Nach einer Bitzlicht-Auswertungs-Runde sprayten und
gestalteten wir am Strand schöne Erinnerungsbretter auf den viele Muscheln, Sand,
Farbe, Steine etc. ihren Platz hatten. Anschließend ging’s zum fröhlichen
Abschiedsessen in eine
nahegelegene Pizzeria.
Hhhhmm war das lecker! Auf der
Rückfahrt ließen wir es mit lauter
Musik und unseren zwei
Lieblingslieder noch einmal so
richtig krachen und wurden Sitz-
Tanz-Weltmeister. Für den
Abendabschluss suchten wir
einen symbolhaften
Gegenstand, der alle schweren Gefühle und Gedanken, die hier auf Korsika bleiben
sollten, darstellte. Wir trugen diesen mit Kerzen zum Strand und versenkten ihn mit ein
paar Worten in der rauschenden See. Danach sangen wir unser Abschiedslied: „Hejo
spann den Bus nun an, denn wir fahren in den Sonnenstrahl! Wir sehn uns alle wieder,
wir sehn uns alle wieder!“ als Kanon. Erfüllt und ein wenig traurig machten wir uns
danach zur letzten Nacht auf korsischem Boden auf. Die endete schon 4.30 Uhr, denn
wir mussten zeitig genug die Fähre in Bastia erreichen.
Auf der Rückfahrt war uns Poseidon etwas wohl gesonnener, wir genossen die Sonne
an Deck und eine ruhigeres Mittelmeer als auf der Hinfahrt. Mit Zwischenstopp am
selben McDonalds in Innsbruck tingelten wir wieder durch die Länder zurück. Und als
wir schließlich 5.30 Uhr von unseren Eltern im Sonnenstrahl in Empfang genommen
wurden, strahlten ihnen glückliche und sehr müde Kinderaugen aus den himmelblauen
Decken entgegen.
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